Fragen & Antworten – Unbedingte Offenheit – Schluss mit Ausschluss
Handelt es sich bei Marogal insgesamt nicht um einen weiteren, neuen Idealismus?
Auch im weitesten Sinne geht Idealismus noch mit so etwas wie einer Weltanschauung, mit als materiell höher geschätzten Werten oder der Verwirklichung von Idealen einher. Marogal ist keine Weltanschauung und es werden an keiner Stelle weder allgemeine noch spezielle Anschauungen thematisiert, bestenfalls Höhenflüge zur Kenntnis genommen. Weder spezielle Lebenspraktiken, Werte noch Ideale werden zum Inhalt gemacht oder ans Herz gelegt. Darum geht es einfach nicht. Hingegen steht Einflussnahme, unabhängig von politischer Haltung, religiöser Zugehörigkeit, idealistischer und sonstiger Gesinnung zumindest faktisch immer schon jedem Menschen offen. Hier werden diese allgemeinen Möglichkeiten der Einflussnahme und insbesondere grundlegende Einflussnahme skizziert. Vergleichbar mit dem Anliegen bei einem Wasserrohrbruch „bald“ wieder im Trockenen zu sitzen, geht es um das Reparieren von grundlegenden Missständen. Durch den Vorschlag und die tatsächliche Umsetzung einer Handlungsalternative soll quasi eine undichte Stelle in zentralen Handelsabläufen abgedichtet werden. Freilich darf jede spitzfindige, zwischen den Zeilen lesende InterpretIn grundlegende Veränderungen und höhere Erkenntnisse gleichsetzen und im Versuch der „Dichtung“ ideelle Bezüge finden. Hier werden weder Fragen nach Richtig und Falsch gestellt, noch werden Interpreten oder wird überhaupt aufgeklärt. Auch wenn ein Menschen seinen Glauben an Ideale verloren und aufgegeben hat, wird schlicht und einfach die Vorarbeit für anschließendes Gestalten geleistet. Unabhängig von jeglichen Interpretationen stellt der Aufbau einer Handlungsalternative eine praktische Aufgabe, eine tatsächliche Möglichkeit sich (wieder) einzubringen, dar.
Dann handelt es sich bestimmt um eine schöne und nicht umsetzbare Utopie?
XXX Antwort XXX
Sind das nicht alles intellektuelle Inhalte und Fachchinesisch, die keiner versteht?
Eine „wasserdichte“ Darstellung zieht möglichst jegliche relevanten Facetten mit ein und geht mit einer gewissen Komplexität einher. Während unmittelbare Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit für jederman wünschenswert sind, fällt inhaltlicher Unzweideutigkeit ein größerer Stellenwert zu. Auf Fachchinesisch konnte weitestgehend verzichtet werden. Unvorhersagbare Entwicklungen öffnen neue Betrachtungen, die wiederum Neuland darstellen und spekulatives Vorgehen erforderten. Vergleichbar mit einem Basis- oder Primärtext ist die vorliegende Auseinandersetzung mit zentralen Fragenkomplexen der Sache nach nicht wissenschaftlich. Das vielschichtige Material begünstigt mitunter unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten. Womöglich werden Interpretationen und weiterführende Auseinandersetzung angestoßen oder zumindest wird Orientierung erleichtert. Mit der Umsetzung der Handlungsalternative wird in erster Linie eine Antwort gegeben.
Ist das nicht einfach ein neuer Kommunismus?
Sowohl theoretische Aussagen als auch Gedanken und Auslegungen des Kommunismus gehen weit auseinander. Ein einziges Verständnis von Kommunismus oder einen Kommunismus überhaupt gibt es nicht. Der Vergleich mit Marogal kommt dem Versuch nahe, Äpfel und Birnen zu vergleichen. Letztlich sind Ausgangssituation, Ansatzpunkte, Inhalte, Einflussnahme, also Kommunismus und Marogal insgesamt gänzlich unterschiedlich. Gleichzeitig haben die „unterschiedlichen Bäume“ nebeneinander durchaus ihren Reiz. In kommunistischen Ansätzen werden revolutionäre Veränderungen und die Überführung des Privateigentums in Gemeinbesitz (vgl. Marx Vergesellschaftung) und im Rätekommunismus die Selbstorganisation der Arbeiter und rätedemokratische Organisationen thematisiert. Derartige Themen, sowie politische Kämpfe, Reformen, Umwälzungen und Revolution sind keine Inhalte von Marogal und schließen sich deswegen nicht von vornherein aus. Gleichzeitig kann es möglich sein, dass sich politisches Engagement und Gestaltung des Alltags, die keine Inhalte von Marogal darstellen und in kommunistischen Ansätzen umgesetzt werden, mit grundlegenden Veränderungen von Marogal ergänzen. Auch wenn sich der Marxismus von idealistischen und utopischen Ansätzen distanziert und den Anspruch erhebt, streng empirisch vorzugehen, sind insbesondere die jeweiligen Ansatzpunkte unterschiedlich. In kommunistischen Darstellungen ist von Klassen, einer Zweiklassengesellschaft und Zukunftsvorstellungen die Rede. Im marogalischen Ansatz werden ebenfalls ¬– wenn auch lediglich grob umrissen – die Folgen des Ungleichgewichts zum Inhalt gemacht. Die Darstellung der Schere zwischen Arm und Reich wird herausgearbeitet, um die Bedeutung des Ungleichgewichts zu unterstreichen und auf die Notwendigkeit zum Handeln aufmerksam zu machen. Ansonsten sind weitere Analysen der Folgen des Ungleichgewicht, d.h. politische Positionierungen, Parteien und Stellungnahmen zweitrangig. Der Aufbau einer Handlungsalternative setzt also keineswegs bei den Folgen des Ungleichgewichts, nicht in politisch-alltäglichen Konfliktsituationen an und ebenso wenig wird Alltag gestaltet. Eine ausgeglichene Ausgangssituation wird begünstigt und unmittelbar auf das Ungleichgewicht abgezielt. Demzufolge erfordert auch eine ausgeglichene Ausgangssituation, dass Arbeit weiterhin von Menschen erledigt werden muss. Marogal lädt ein, auch diese natürlichen Erfordernisse wahrzunehmen und Wirtschaftlichkeit nicht an Umsatzsteigerung zu binden, sondern im Gesamtkontext zu verstehen. Jegliches politisches Engagement, Gestaltung des Alltags, Utopien, Idealismus und sonstige Einflussnahme können kritisch und unabhängig von Theorie, Denkschule und ökonomisch-politischen Lehren hinterfragt werden (vgl. Forderungen eines Grundeinkommen). Vielschichtige Möglichkeiten der Einsichtnahme und Betrachtungsmöglichkeiten mit möglichst großer Reichweite werden befürwortet. Allen Menschen steht es offen grundlegende Veränderungen zu unterstützen und der Gemeinschaft steht es offen anachronistische Praktiken zurückzulassen (vgl. einst „Keule in der Steinzeit“). Schlicht und einfach wird eine ausgeglichene Ausgangssituation begünstigt. Kommunistische Ansätze und der Ansatz von Marogal sind solange nicht kompatibel, solange ein „politischer Überbau“ und politische Einflussnahme als solche nicht mit einer ausgeglichenen Ausgangssituation in Einklang zu bringen sind und wiederum ein (neues) Ungleichgewicht begünstigt wird. Hingegen sind die Ansätze unterschiedlich und zugleich kompatibel, wenn beispielsweise der Wunsch der Gemeinschaft und Gütergemeinschaft im Judentum und Urchristentum nach einer klassenlosen und herrschaftsfreien Gesellschaft dem Anliegen einer ausgeglichenen Ausgangssituation nahekommt. Jene Gestaltung in frühen kommunistischen Ansätzen und Frühformen des Kommunismus setzt bei jener Ausgangssituation an, die im marogalischen Ansatz begünstigt wird.
Dann geht es also weder um die Abkehr von materiellem Besitz, noch wird Besitz bekämpft?
Ganz genau. Während insbesondere in der Vergangenheit materieller Besitz als solcher immer wieder von unterschiedlichen Seiten in Frage gestellt wurde, werden hiermit keineswegs Besitzansprüche und Besitzverteilungen in Frage gestellt. Es werden weder Kämpfe um materiellen Besitz noch sonstige andere Kämpfe ausgetragen. Maragol versteht sich als Gegenpol zu Gewalt und jeglichem Terrorismus und trägt mit der Umsetzung der Handlungsalternative „lediglich“ zum Aufbau einer ausgeglichenen Ausgangssituation bei. Ziele im Sinne eines Materialismus werden nicht verfolgt.